»Alter Jüdischer Friedhof«
»Jüdisches Leben in Waltrop sichtbarer zu machen« ist das erklärte Ziel eines wahrhaft außergewöhnlichen Projektes, in welches gleich mehrere engagierte Menschen, unter anderem auch aus weiterführenden Waltroper Schulen, aktiv involviert sind. Wir haben uns spontan bereit erklärt, tatkräftig mit anzupacken und kümmern uns um die Fertigung und Montage des neuen Eingangstores für den »Alten Jüdischen Friedhof« an der Waltroper Hilberstraße. Wir haben uns dazu entschlossen, das gesamte Projekt für Sie und uns alle zu dokumentieren. Die Dokumentation, die sukzessive fortgesetzt wird, finden Sie hier:
Erstellung einer Fluchttreppe
Für die Stadt Wetter haben wir an der Offenen Ganztagsschule der Gemeinschaftsgrundschule Volmarstein in Wetter (Ruhr) für die Konstruktion und den Bau einer mit einer Gesamthöhe von neun Metern versehenen Fluchttreppe gesorgt. Die Treppe verfügt über mehrere Zwischenpodeste und Gitterostufen.
Die Oberfläche der knapp acht Tonnen schweren Stahlkonstruktion wurde verzinkt. Verbaut wurden insgesamt 70 Meter Geländer mit Handlauf, 65 Meter U‑Profile sowie diverse Stahlträger. Die Ausführungs- und Montageablaufplanung sowie die Fertigung und Montage lagen komplett in unseren Händen.
Der Mann aus Kapisa.
Im Grunde ist es eine dieser Vorzeigegeschichten. Eine, deren temporären Ausgang man sich und allen Beteiligten genauso wünscht. Aber der Reihe nach. Mortaza Mohamadi ist 32 Jahre jung, verheiratet und zweifacher Familienvater. Sein Ursprungsland: Afghanistan. 2016 verließ er seine Heimat gemeinsam mit seiner Frau. Das Ziel: Deutschland. „Die Reise war eine wahre Odyssee“, weiß Mortaza zu berichten. Eine Odyssee, für die das Paar Tausende von Euro zahlen musste, ohne zu wissen, ob der Traum von einem besseren und vor allem sichereren Leben Realität werden würde. „Schon was die Reise an sich angeht, war es eine Investition ins Ungewisse. Erst als wir nach Tagen über die Türkei in Italien ankamen, konnten wir einen Blick auf das Schiff werfen, was wir besser nicht hätten tun sollen, denn der Zustand des Schiffes war mehr als abenteuerlich.“ Nach insgesamt sieben Tagen haben es die Mohamadis aber bis nach Deutschland geschafft, wo er quasi per sofort einer Arbeit nachgehen konnte.
Unterstützung von Beginn an
Über ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb in Recklinghausen landete Mortaza 2017 in Waltrop. Dort gab ihm Wolfgang Bollrath eine Chance. Der im Stahl- und Metallbau sowie in der Sicherheitstechnik aktive Unternehmer ist bis heute einer von Mortazas großen Förderern, zu denen auch Helmut Butz, engagiert bei der Flüchtlingshilfe Waltrop, und Markus Pelkmann, Meister im Waltroper Traditionsbetrieb Bollrath und zuständig für die innerbetriebliche Ausbildung, gehören. Beide haben sich den Mohamadis herzlich angenommen und ihnen geholfen, die vor allem in den ersten Jahren enormen Sprachbarrieren zu überwinden und Behördengänge zu erleichtern. Wolfgang Bollrath selbst hat bei sich vor Ort wöchentliche, von einer Studentin geleitete Sprachkurse organisiert. Nicht zuletzt deshalb sprechen die Mohamadis heute fließend Deutsch. „Dass wir möglichst schnell die deutsche Sprache verstehen und sprechen lernen wollten, stand für uns außer Frage. Sicher und selbstbewusst kommunizieren zu können ist ja nicht nur hier am Arbeitsplatz wichtig, sondern auch und vor allem im Alltag oder im Umgang mit den Ämtern“, gibt Mortaza zu Protokoll. „Ohne die großartige Unterstützung durch unseren Chef Wolfgang Bollrath, Meister Markus und Flüchtlingshelfer Helmut Butz, hätten wir den eingeschlagenen Weg wohl nur sehr schwer oder vielleicht auch gar nicht meistern können.“
Bestandene Gesellenprüfung
Zwischenzeitlicher Höhepunkt für Mortaza Mohamadi ist die in diesen Tagen bestandene Gesellenprüfung zum Metallbauer, auf die auch sein Chef mächtig stolz ist: „Das ist großartig, vor allem wenn man bedenkt, welche sprachlichen Probleme bei einer solchen Prüfung aufkommen, da die Lehrbücher und Prüfungskriterien für zugereiste arbeitswillige Menschen, die der deutschen Sprache nicht vollständig mächtig sind, noch nicht einmal ansatzweise angepasst wurden.“ Das kann auch Helmut Butz bestätigen: „Da gibt es sicherlich dringenden Handlungsbedarf, denn wir brauchen hierzulande leistungsstarke und motivierte Arbeitskräfte – vor allem im Handwerk.“
Fordern und fördern
Ob Mohamadi auch den Meisterbrief noch anpeilen möchte? „Irgendwann auf jeden Fall! Nun will ich aber erst einmal ein paar Jahre als Geselle arbeiten und wertvolle Erfahrungen sammeln.“ Wolfgang Bollrath will seinem frisch gebackenen Gesellen jedenfalls weiterhin tatkräftig fordernd und fördernd zur Seite stehen. An Unterstützung mangelt es dem sympathischen 32-jährigen Mann aus Kapisa also nicht. Und als würden die guten Nachrichten für die Mohamadis nicht abreißen wollen, hat sich nun das dritte Kind angekündigt. Was die junge Familie nun benötigt, ist eine größere Wohnung — für dann fünf Personen. Nun, gemessen an dem jüngsten Lebensweg der Mohamadis, gab es wohl schon größere Probleme zu bewältigen.
Ein Beitrag von Christoph Kellermann.
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